Fahrverbote: Großangriff auf die Reparaturkultur

Im Jahr 2020 kann der VW Polo G40 (Facelift) das H-Kennzeichen bekommen

„Diesel-Fahrverbot“ – ein Kandidat für das Unwort des Jahres? Das wäre möglich und wenn dann auch nicht der größte Einschlag des Themas, welches dahinter steht. Getrieben von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) haben erste Gerichte Fahrverbote für ältere Fahrzeuge angeordnet, da sich nach Sicht der Richter auf keinem anderen Wege die erforderliche Luftqualität umsetzen lasse. Die Aufstellung von Meßstationen, der EU-Grenzwert für Stickoxide und der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit soll hier nicht das Thema sein. Für die Presse ist die Story ein gefundenes Fressen, schließlich lassen sich mit der Sparte „Angst“ (Angst um die individuelle Mobilität) Auflage bzw. Klicks machen und das wollen die Werbepartner nunmal, die reihenweise z.B. ach so umweltfreundliche Neuwagen inserieren.
Zum Zeitpunkt Ende November 2018 heißt das: das meiste ist noch nichts rechtskräftig, die Politik poltert in alle Richtungen (die CDU will gegen die Gemeinnützigkeit der DUH vorgehen [Quelle], Grüne fordern sogar das vollständige Ende des Verbrennungsmotors [Quelle] und sowohl Pendler als auch Oldtimer-Fans stehen schulterzuckend im Unklaren. Was man derzeit sagen kann:
>>> die von der Presse verpauschalisierten „Diesel-Fahrverbote“ richten sich auch gegen Benziner bis Euro 2, das sind durchaus als „schadstoffarm“ ausgewiesene Fahrzeuge mit elektronischer Einspritzung und G-Kat. Ebenfalls die Benziner-Norm „D3“ wäre betroffen, auch wenn sie viel besser ist als die ausgesperrte Euro 2 – sie ist aber eben keine Euro 3. [Quelle] Und damit wären ausnahmslos ALLE Fahrzeuge mit G-Lader betroffen, die noch keine H-Zulassung haben.
>>> das H-Kennzeichen muss aber kein Schlupfloch sein: zwar werden im Gesetz die Fahrzeuge mit historischer Zulassung aus Umweltzonen ausgenommen, denn diese haben einen Freifahrtschein über das „H“ auf dem Kennzeichen auch ohne Plakette in der Scheibe. Aber die Gerichtsurteile richten sich gegen die Abgasnormen der Fahrzeuge und sind damit unabhängig vom Begriff der Umweltzone. Und damit wäre es den Kommunen überlassen, H-Fahrzeuge den Zugang zu den neuen Sperrzonen zu gewähren oder nicht. Die Konsequenz könnte sein: die Innenstadt von Berlin und weitreichende Gebiete in Essen komplett oldtimerfrei – keine Treffen, keine Oldtimerausfahrten – nichts. Weder mit dem 1989er Rallye Golf noch mit dem 1912er Ford T. [Quelle]
>>> die Outlaws unter den Altauto-Fahrern, die auf eine Nichtkontrollierbarkeit des fließenden Verkehrs hoffen, könnten mit einem neuen Gesetzesentwurf ebenfalls geschasst werden, denn man denkt bereits über eine automatische Übewachung der Fahrverbote mittels Kennzeichenerkennung aus Videoüberwachung nach. [Quelle]
Fazit: wer sein Fahrzeug bislang durch Reparaturen, schonende Fahrweise und/oder Liebhaberei bis ins höhere Alter gepflegt hat, kann unter Umständen nächstes Jahr kräftig in den Po gekniffen werden. Was man von Unterhaltungs- und Haushaltselektronik in den letzten 20 Jahren gelernt hat, greift nun auch auf das Auto über: schmeiß weg, kauf neu. So rettet man den Planeten. Das sagt zumindest die Deutsche Umwelthilfe durch ihr Engagement im Sinne der Gemeinschaft.

Euer
Sebastian Winkler aka Mail Man G40

„Wir waren mal Zukunft“

„Wir waren mal Zukunft“ – VW Öko-Polo und XL1 in der aktuellen AUTO BILD (Heft 47/2018).

VW Öko-Polo und VW XL1 – dieses Paarshooting war schon immer ein Wunschtraum von mir. Im Sommer war es dann soweit und die AUTO BILD nahm das Thema der kleinen Diesel mit auf. Also „mal eben“ den Öko-Polo verladen und ab nach Norderstedt zum Autoverwerter Kiesow, wo vor der morbiden Kulisse tolle Fotos entstanden. Optisch ist es kaum zu glauben, dass die beiden vieles verbindet: der Zweizylinder-Diesel hat in beiden Fahrzeugen nahezu die gleichen Eckdaten – natürlich ist die Technik im über 100.000 Euro teuren XL1 wesentlich weiter: statt DI (Diesel-Direkteinspritzer) hat der XL1 einen CRD (Common-Rail-Diesel) und statt G-Lader einen Abgasturbolader – gepaart mit einer kleinen Hybrid-Einheit, die auch vollelektrisches Fahren ermöglicht.

Für mich war das eine faszinierende Erfahrung und an dieser Stelle seit auch dem Team der AUTO BILD noch einmal der ganz herzliche Dank ausgesprochen.

Weltrekord-Polo G40 aus dem AutoMuseum in Fashion-Outlet-Ausstellung

24.10.2018. Im Rahmen der Eröffnung des dritten Bauabschnitts des Wolfsburger Fashion Outlets wurde auch ein Showroom für klassische Volkswagen in Betrieb genommen. Bis Mitte 2019 zeigt er Fahrzeuge, die auf Grundlage das Lookbook von Volkswagen Zubehör, das grafische Grundlagen für die zahlreichen Merchandising-Hersteller bietet, ausgewählt wurden. Darunter ist der Polo G40, der einst in Ehra-Lessien mehrere Weltrekorde einfuhr – das schnelle Coupé gehört zu den Highlights des AutoMuseums. Volkswagen Classic hat die weiteren Exponate bereitgestellt, darunter exklusive Klassiker aus der Karmann Sammlung wie den Prototyp des Typ 3 Cabriolets und den brasilianischen TC 145. Volkswagen Heritage Leiter Dieter Landenberger und Museumsleiter Eberhard Kittler sind sichtlich stolz auf diese Schau. Geplant ist, an verkaufsoffenen Sonntagen die Besucher in den Pavillon zu entsprechenden Expertenführungen hineinzulassen.

Quelle: Stiftung AutoMuseum Volkswagen
Foto (C) Stiftung AutoMuseum Volkswagen
http://www.automuseum-volkswagen.de/


30 Jahre Volkswagen Corrado – Es lebe der Sport

„Der neue Corrado – So stellen wir uns einen Sportwagen vor.“ Unter diesem Motto findet 1988 vom 22. August bis zum 2. September in Nürnberg die internationale Pressevorstellung des Volkswagen Corrado statt. Die Erwartungen an das neue Modell sind groß, denn Volkswagen präsentiert ihn als seinen „ersten reinrassigen Sportwagen“. Als sportliches Topmodell und Imageträger für die Marke ist der Corrado viel mehr als nur ein höher positionierter Nachfolger des bereits seit 1974 erfolgreichen Scirocco. Mit dem Corrado G60 bringt Volkswagen ein progressives Hochtechnologie-Fahrzeug auf den Markt, das auf die gesamte Marke abstrahlen soll.

Die Entwicklung des neuen Modells beginnt bereits 1981 unter der internen Bezeichnung EA 494. Auf Basis des Golf der zweiten Generation soll ein 2+2 Sportcoupé entstehen, das attraktives Design mit hohem technischen Gegenwert verknüpft. Das unter Chefdesigner Herbert Schäfer entwickelte Styling nimmt Ideen der zukunftsweisenden Studie „Auto 2000“ auf und strahlt Kraft, Sportlichkeit und Eleganz aus. Besonders charakteristisch am Corrado sind seine breite C-Säule und der in die Heckklappe integrierte Spoiler, der ab einem Tempo von 120 km/h automatisch ausfährt und ihn zu einem Vorreiter auf dem Gebiet der adaptiven Aerodynamik macht.

Die innovative Dynamik kommt auch bei der Modellbezeichnung zum Ausdruck. Statt des ursprünglich vorgesehenen Namens „Taifun“ wird er „Corrado“ genannt, was vom spanischen Ausdruck „correr“ für spurten oder rennen abgeleitet ist. Nomen est Omen geht der Corrado entsprechend motorisiert an den Start: Als Antrieb dient ein 1,8-Liter-Reihen-Vierzylindermotor, der mittels mechanischem G-Lader auf 160 PS Leistung kommt. Damit spurtet der Corrado in 8,3 Sekunden auf 100 km/h und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Ende der 1980er sind dies respektable Sportwagenwerte, mit denen man gegen Wettbewerber vom Schlage eines Porsche 944 oder Opel Calibra 16 V problemlos bestehen kann. Ein weiteres Plus ist die für seine Zeit sehr umfangreiche Serienausstattung: ABS, Servolenkung, höhenverstellbare Sportsitze, Nebelscheinwerfer, grüne Color-Wärmeschutzverglasung und in Wagenfarbe lackierte, elektrisch einstellbare sowie beheizte Außenspiegel machen den Corrado zu einem gefühlten Mitglied der automobilen Oberklasse.

Trotz seiner zahlreichen Qualitäten wird der VW Corrado nicht zum Bestseller. Mit einem Grundpreis von 42.500 DM ist er kein Sonderangebot, obwohl die Summe angesichts der hohen Entwicklungskosten noch moderat kalkuliert ist. Auch die 1991 eingeführten Motorisierungen 16 V und VR6 ändern daran nicht viel, so dass im Oktober 1995 der letzte von 97.521 gebauten VW Corrado das Karmann-Werk in Osnabrück verlässt. Heute hat der VW Corrado den Sprung vom Gebrauchtwagen zum gesuchten Youngtimer längst vollzogen. Weltweit haben sich Corrado-Clubs formiert, und auch Volkswagen Classic setzt den Corrado inzwischen häufig als rollenden Markenbotschafter ein, wie beispielsweise bei der Rallye Sachsen Classic vom 23. bis 25. August 2018.

Quelle: Volkswagen AG
Foto (C) Volkswagen AG

Stark, sportlich, sommerlich: Volkswagen Classic auf Sachsenkurs mit G-Lader

„Stark, sportlich, sommerlich: Volkswagen Classic auf Sachsenkurs

Der VW Corrado 16V-G60 von Volkswagen Classic ist damals auf besondere Bestellung bei Volkswagen Motorsport umgebaut worden

Volkswagen Classic präsentiert sich in Sachsen aufgeladen wassergekühlt sowie sportlich luftgekühlt und schickt neun Fahrzeuge an den Start. Vier Youngtimer versprechen großen Fahrspaß im Zeichen des G-Laders: ein Polo G40 von 1992, ein 1989er-Golf II G60 Rallye und ein Passat Variant G60 von 1996 [sic!]. Eine echte Rarität und absoluter Hingucker ist der Corrado G60 16 V, ein 154 kW (210 PS) starkes Einzelstück, das 1989 zu Versuchszwecken bei Karmann in Osnabrück gebaut wurde.“
https://www.volkswagen-newsroom.com/de/pressemitteilungen/volkswagen-auf-sommertour-unterwegs-bei-der-sachsen-classic-2018-4093
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Urlaub 2018 – natürlich mit dem Polo G40

Mein Polo G40 VWM vor der Alexander von Humboldt II (das „Becks-Schiff„)

Ein fast 4.000 km langer Roadtrip mit zwei VW Polo G40 im wunderschönen Land der nördlichen Nachbarn. So ging es für Roman und mich am AK Bottrop mitten in der Nacht gemeinsam los, um staufrei an der Großbaustelle Hamburg vorbei zu kommen. Das hat auch hervorragend geklappt und wir konnten in Kiel das Schiff „Cap San Diego“ besichtigen und in Flensburg frühstücken. Anschließend ging es die überschaubare Reststrecke an der Westküste entlang auf die Insel Rømø.

Von dort aus ging es wie in meinem Roadtrip 2010 die Westküste hoch bis es nicht mehr ging – Skagen, der nördlichste Punkt Dänemarks, an dem Nord- und Ostsee ineinander fließen. Auf der Ostseite ging es wieder südwärts bis nach Hadsund, wo wir das VW-Treffen „Danes & Dubs“ in unseren Roadtrip einschlossen. Weiter ging es südlich an die „dänische Südsee“, über die Inseln Fünen, Langeland und Lolland. Mit der Fähre nach Fehmarn setzten wir wieder nach Deutschland über und fuhren von da aus nach insgesamt acht Tagen zurück nach Hause.


Volkswagen Classic zeigt den IRVW4 „Futura“ auf der Techno Classica 2018

VW Studienfahrzeug IRVW4 „Futura“, 1989

Volkswagen Classic zeigt die Studie „IRVW4 Futura“ auf der Techno Classica, die vom 21.-25- März 2018 in der Messe Essen stattfindet. Die Liste der Besonderheiten dieses Experimentalfahrzeuges ist fast endlos: Allradlenkung, Einparkautomatik, Digitalinstrumente, Navigationssystem, Abstandsanzeige, Audioanlage mit destruktiver Interferenz zur Neutralisation von Motor- und Fahrgeräuschen im Innenraum, in die Sitze integrierter Kindersitz, Flügeltüren, Benzin-direkteinspritzender Motor mit G-Lader Aufladung und und und…
Ich werde also mit neuen Fotos für die > Detailseite zum IRVW4 < im Gepäck zurückkommen!

Öko-Polo in Aktion

Was seit vielen Jahren geplant war, ist nun geschafft: das wahrscheinlich erste Fahrvideo vom Öko-Polo im Internet! 🙂 Im Rahmen eines Fotoshootings haben wir die Gelegenheit genutzt und ein paar bewegte Bilder aufgenommen. Diese wurden noch „mal eben“ in einen kurzen Film verwurstet und fertig ist das Fahrvideo. Hier der Link dazu:

Mir war wichtig, dass der Zuschauer einen Eindruck erhält, wie sich die Fahrpraxis bei der Superspar-Studie verhält. Und es ist auch eine Hommage an die alte Technik und deren Entwickler, denn trotz knapp 30 Jahren Fahrzeugalter funktionieren alle Systeme noch einwandfrei. Und das, obwohl viele Teile aus dem Versuchsbau stammen. Dafür Chapeau!
Wenn man vom Öko-Polo spricht, tauchen schnell die Unkenrufe auf: „warum hat VW das nicht gebaut“ und so weiter und so weiter. Man kann Volkswagen vieles vorwerfen – aber aus meiner Sicht nicht, gute Entwicklungen voran getrieben zu haben. Und besonders aus heutiger Sicht wirkt der Öko-Polo mit seiner… sagen wir „unverwechselbaren“ Geräuschkulisse und Handhabung skurril. Trotz meiner persönlichen Faszination für dieses Fahrzeug habe ich Verständnis dafür, dass auch der Öko-Polo in einer Serienproduktion ein Flopp gewesen wäre. Preislich/wirtschaftlich sowieso und ganz besonders aus Gründen des Komforts. Es wird sich niemals eine Mehrheit freiwillig derart selbst kasteien, wenn sie sich den Komfort leisten kann. Aber nun genug mit der Philosophie – viel Spaß mit dem Video.

Euer
Mail Man G40

Fünf Jahre

Ein Fähnchen im Wind

Fünf Jahre sind seit der Abmahnwelle seitens Volkswagen gegen ein großes, privates > Internetportal zum VW Golf < vergangen. Das Echo kam prompt aus der Internetcommunity in Form eines großen Aufschreis, der wenig später in einen Shitstorm gipfelte. Fortan verhielten sich die Juristen in Wolfsburg etwas umgänglicher und sensibler, was die Durchsetzung von sachlich sicher richtigen Urheberrechten angeht. Die Kratzer im Image aber waren vorhanden und wenn es ein gewisses Vertrauen in die gemeinsame Sache gab, war auch das futsch.

Fünf Jahre sind viel Zeit. In Peking baut man in weniger Zeit einen internationalen Flughafen. Dass man in Deutschland etwas langsamer ist, sieht man am Beispiel BER. Aber auch in der nur wenige Flugminuten entfernten VW-Konzernzentrale ist der Unterschied zwischen Fortschritt und Stillstand nur schwer auszumachen. Ich nehme mir die Zeit, einmal ein vorläufiges Resümee zu ziehen – keine Sorge, das geht schnell! Zur Verteidigung von Volkswagen muss man sagen: sie waren sich bewusst, „ein wenig“ über das Ziel hinausgeschossen zu sein und mehr oder weniger versehentlich die Volkswagen-Fanszene ins Herz getroffen zu haben. Man gelobte Besserung, Läuterung, äußerte Versprechen sich wieder zum Thema zu melden, auf Facebook und in anderen Medien. In der Folge wurden Volkswagen Markenclubs angesprochen, Probleme erhört und Lösungen skizziert. Eine davon war eine Art „Markenfibel“ – ein kurzes Handbuch über die Do’s & Don’ts im Umgang mit Logos sowie urheberrechtlich geschütztem Material. Begleitet von der Agentur, die seinerzeit sogar die Konzernmarke Volkswagen betreute, traf man sich auf dem neutralen Boden der Stiftung AutoMuseum Volkswagen. Viele Hände wurden geschüttelt, man war seitens der Club-Vertreter hoffnungsvoll und seitens der Agentur dankbar für die Zusammenarbeit mit den Clubs. So oder so ähnlich würde es im Protokoll stehen, wenn es eines gäbe. Mit dem Ausbleiben eines Ergebnisprotokolls und Einsetzen eines gewissen Dämmerschlafes in der Thematik zogen meinerseits wieder die ersten Bedenken auf und weitere Ergebnisse lassen auf sich warten – bis heute. Eine Markenfibel oder ähnliches gibt es immer noch nicht, also besteht im Grunde weiterhin die latente Gefahr, unbeabsichtigt erneut in den juristischen Fettnapf zu treten. Man könnte sagen es sei Instant Karma, dass jetzt Volkswagen selber in diesem steckt, ja sogar kopfüber mit doppelter Schraube hineingesprungen ist. Dass Volkswagen mit der Dieselthematik aktuell andere Probleme zu bewältigen hat, ist verständlich. Aber mit jedem weiteren Tag der vergeht, schwindet bei mir die Hoffnung, dass im Klassik-Sektor einige wichtige Grundlagen im Umgang mit den Fans der Marke geschaffen werden – und wir sind schon bei Tag 1.841. Oder anders ausgedrückt: über fünf Jahre.

Ein weiterhin nachdenklicher
Basti | Mail Man G40

Alles lief rund bei der „Rund um Wesel“

„September“ steht nun auf dem Kalender und wie zur Bestätigung sinken die Temperaturen bereits deutlich an den stetig kürzer werdenden Tagen. Die Leute sprechen von „Herbst“, Übergangsjacken und Weihnachtsgebäck in den Supermarktregalen. Igitt! Kommt gar nicht in Frage. Verleugnung – die erste Phase im Trauerprozess, dass der Sommer 2017 auf Abschiedstournee ist.
Für meinen Beifahrer Erich (der beste Beifahrer der Welt!) und mich ist die „Rund um Wesel“ in unserer Region eine feste Größe. Und es war ein Kraftakt: nicht nur, dass der Oldtimer meiner Eltern einige (viele) Streicheleinheiten einforderte – auch unser Fahrzeug erster Wahl fiel just am Tag zuvor mit einer Leckage an der mechanischen Kraftstoffpumpe aus. Macht nichts, fahren wir halt Polo G40, ist ja jetzt nicht sooo schlimm. Das Wetter sollte wider meines persönlichen Erwartens sogar noch einmal schön werden.
Mit entsprechend früher Nennung durften wir schon 12 Minuten nach dem Start des ersten Fahrzeuges auf die Piste, 48 weitere Old- und Youngtimer folgten uns im Minutentakt entlang dem schönen Niederrhein. Stolz wie Oscar, dass wir das kleine „Häkchen“ im ersten Kreisverkehr auf unserer Habenseite buchen konnten, tappten wir wenige hundert Meter voll in die Falle der Automobilisten des unteren Niederrheins. Wenn nämlich die als Chinesenzeichen gegebenen Fahraufträge nummeriert wurden, dann sind diese auch in der Reihenfolge dieser Nummerierung abzufahren. Und nicht in der Reihenfolge wie sie aufgeschrieben stehen! Zum Glück kassierten wir nicht den Stempel in die Bordkarte, der unser Versagen dokumentenecht bestätigt hätte. Stattdessenn kurvten wir nur einen knappen Kilometer vom Start zunächst hilfs- dann auch orientierungslos umher. Dankenswerterweise entdeckte mein Beifahrer Erich die gestellte Falle und wir nahmen die Fährte wieder auf, notierten die versteckte OK an der richtigen Stelle und bekamen auch den Stempel genau so wie es die Musterbordkarte später als Ideallösung ausweisen sollte.
Nun mit der Gewissheit, dass wir keine Rallyegötter sondern normale Sterbliche sind, ging es für uns endlich weiter. Zusätzlich zu den geschickt platzierte OK galt es auch so genannten „stumme OK“ – hier: Buchstaben von Ortseingangs- und Rückseiten- sowie Hinweisschildern und zusätzlich die Querung von Bahngleisen – zu notieren, um die Zahl der Fehlerpunkte möglichst auf ein Minimum zu begrenzen. Vorbei an renitenten (und/oder betrunkenen?) Radfahrern auf der Strecke und einem Chinesenlabyrinth im Fahrauftrag setzten wir unsere Fahrt bis zur GLP fort und ließen den Polo G40 zwischenzeitlich auch das ein oder andere Mal von der Leine. Bei der GLP bzw. Sollzeitprüfung lautete die Aufgabenstellung, eine vorher definierte Strecke mit einer ebenso definierten Durchschnittsgeschwindigkeit zu fahren. Die Tabellenbücher haben wir bei Rallyes immer an Bord, also spurteten wir mit tickender Stoppuhr nach dem „Los“ zügig an. Zu unserer Freunde kreuzten wir die Lichtschranke exakt auf die Nachkommastelle sekundengenau und durften diese Sonderprüfung mit null Fehlerpunkten verlassen. Vorbei an einer Kornbrennerei, der Märchenoma in Suderwick und einer SK mit Fahrgeschicklichkeitsaufgabe und im weiteren Verlauf mit einer Frage zum eigenen Teilnehmerfahrzeug blieb die gesamte Rallye am Niederrhein spannend und fordernd.
Und weil wir dem G40 auch artengerecht Auslauf gewährt haben, kamen wir als einer der Ersten im Ziel an. Nach der wie immer beeindruckend schnellen Auswertung durften wir uns über den 6. Platz in der stärksten Klasse freuen und auch unsere Clubkollegen räumten den Tisch mit den glänzenden Staubfängern reihenweise leer. Der Freudentaumel erhielt einen jähen Dämpfer, als wir nach draußen in die Kälte traten und protestierend die Übergangsjacken anzogen. Der Sommer 2017 hätte ruhig etwas länger bleiben können, verdammt nochmal! Aufbrechende Emotionen: die zweite Phase im Trauerprozess. Bleiben noch zwei weitere Phasen zu überstehen – und dann ist bestimmt schon Winter. Vielleicht schmeckt dann auch das Weihnachtsgebäck.

Zum Abschluss bleibt zu sagen, dass der ACN Wesel wieder einmal eine perfekte Veranstaltung auf die Beine gestellt hat. Auch wenn man hier in der Region schon gefühlt jede Milchkanne kennt, war die Route einfalls- und abwechslungsreich. Die kleinen Fallen gehören ganz klar in die Kategorie der liebenswerten und interessanten Herausforderungen, von daher „Chapeau!“ – Ihr habt uns ein wenig geleimt und wir fanden es toll. Wir kommen wieder. Und dann passen wir besser auf. Gut – das haben wir bei dieser Rallye auch gesagt. Aber 2018 machen wir es wirklich… 🙂